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28. November 2025
Business Lifestyle Wissen

Warum wir Wahrscheinlichkeiten oft falsch einschätzen – und was Mathematik damit zu tun hat

Tobias
  • November 28, 2025
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Warum wir Wahrscheinlichkeiten oft falsch einschätzen – und was Mathematik damit zu tun hat

Jeden Tag treffen wir Entscheidungen auf Grundlage von Wahrscheinlichkeiten – meist ohne es zu merken. Nehme ich den Regenschirm mit? Ist diese Straße sicher genug zum Überqueren? Wie riskant ist der Flug in den Urlaub? Unser Gehirn bewertet ständig Chancen und Risiken, doch die psychologische Forschung zeigt: Diese Einschätzungen liegen erstaunlich oft daneben. Wir überschätzen seltene Katastrophen und unterschätzen alltägliche Gefahren. Die Gründe dafür liegen tief in unserer Wahrnehmung – und in der Art, wie Medien über Risiken berichten.

Der Faktor 50: Wie stark wir danebenliegen

Eine Studie der TH Köln macht das Ausmaß unserer Fehleinschätzungen besonders deutlich. Studenten und Berufstätige aus der Versicherungsbranche sollten schätzen, welcher Anteil aller Todesfälle in Deutschland auf Verkehrsunfälle zurückgeht. Die meisten tippten auf neun bis zwanzig Prozent. Die tatsächliche Zahl: etwa 0,3 Prozent, also gerade einmal drei Promille. Die Befragten lagen damit im Durchschnitt um den Faktor 50 daneben – und das, obwohl viele von ihnen beruflich mit Risikoeinschätzung zu tun haben.

Ähnliche Muster zeigen sich bei der Bewertung von Reisezielen. Länder mit hoher Terrorberichterstattung werden als deutlich gefährlicher wahrgenommen als statistisch gerechtfertigt, während die viel größere Gefahr durch Verkehrsunfälle kaum ins Gewicht fällt. Wir fürchten uns also vor dem Falschen – und wiegen uns in falscher Sicherheit, wo echte Risiken lauern.

Die Verfügbarkeitsheuristik: Warum uns Medien täuschen

Die Psychologen Daniel Kahneman und Amos Tversky haben bereits in den 1970er Jahren den Mechanismus hinter diesen Fehlurteilen beschrieben: die sogenannte Verfügbarkeitsheuristik. Unser Gehirn schätzt die Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses danach ein, wie leicht uns Beispiele dafür einfallen. Was wir kürzlich gehört haben, was emotional aufwühlend war oder was medial präsent ist, erscheint uns automatisch häufiger und wahrscheinlicher.

Ein Flugzeugabsturz beherrscht tagelang die Schlagzeilen, während die knapp 3.000 Verkehrstoten jährlich in Deutschland kaum Erwähnung finden. Die Konsequenz: Rund 15 Prozent der Deutschen leiden unter ausgeprägter Flugangst, obwohl das Flugzeug statistisch das sicherste Verkehrsmittel ist. Die Wahrscheinlichkeit, bei einem Flug tödlich zu verunglücken, liegt bei etwa eins zu elf Millionen. Innerhalb von zehn Tagen sterben auf Europas Straßen so viele Menschen wie im gesamten Jahr im weltweiten Luftverkehr.

Zahlen, die wir nicht begreifen

Ein weiteres Problem liegt in unserem grundlegenden Verständnis großer Zahlen. In derselben Studie scheiterten fast zwei von drei Befragten an der Frage, das Wievielfache einer Million eine Milliarde sei. Wenn wir schon bei solch einfachen Relationen Schwierigkeiten haben, wie sollen wir dann Wahrscheinlichkeiten von 0,000002 Prozent sinnvoll einordnen?

Hinzu kommt die Prospect Theory, ebenfalls von Kahneman und Tversky entwickelt. Sie zeigt, dass wir niedrige Wahrscheinlichkeiten systematisch überbewerten und hohe Wahrscheinlichkeiten unterschätzen. Ein Lottogewinn erscheint erreichbarer als er ist, während wir die ziemlich sichere Gefahr eines Haushaltsunfalls verdrängen. Unser Gehirn ist schlicht nicht für den Umgang mit statistischen Realitäten optimiert.

Wo Wahrscheinlichkeiten transparent werden

Interessanterweise gibt es Bereiche, in denen Wahrscheinlichkeiten nicht nur gefühlt, sondern objektiv messbar und transparent dargestellt werden. Lizenzierte Online Casinos in Deutschland müssen beispielsweise ihre RTP-Werte (Return to Player) und Gewinnwahrscheinlichkeiten offenlegen und von unabhängigen Prüfinstituten zertifizieren lassen. Anders als beim subjektiven Bauchgefühl im Straßenverkehr sind hier die mathematischen Chancen klar nachvollziehbar.

Solche regulierten Angebote sind für Deutsche zu empfehlen, die sich mit Unterhaltungsangeboten beschäftigen möchten – gerade weil sie das Gegenteil von Intransparenz darstellen. Sie zeigen: Wo Wahrscheinlichkeiten objektiv kommuniziert werden, können Menschen informierte Entscheidungen treffen, statt auf Heuristiken und Fehlwahrnehmungen angewiesen zu sein.

Mit Zahlen gegen das Bauchgefühl

Die gute Nachricht: Wir sind unseren kognitiven Verzerrungen nicht hilflos ausgeliefert. Wer sich bewusst macht, dass Medienberichte keine statistischen Stichproben sind, kann seine Risikoeinschätzung bereits verbessern. Ein Blick auf die tatsächlichen Zahlen hilft, das Bauchgefühl zu korrigieren. Das Flugzeug bleibt sicher, auch wenn die Nachrichten etwas anderes suggerieren. Der Haushalt ist gefährlicher, als wir denken.

Letztlich geht es darum, Entscheidungen auf Grundlage von Fakten statt von Gefühlen zu treffen – zumindest dort, wo es wirklich zählt. Die Mathematik ist dabei ein zuverlässigerer Berater als unser Instinkt, auch wenn das unserem Selbstbild nicht immer schmeichelt.

Tobias
About Author

Tobias

Tobias Friedrich, Jahrgang 1971, lebt mit seiner Familie in Berlin. Er absolvierte ein Studium im Bereich Wirtschaftsrecht und arbeitet seither als unabhängiger Journalist. Im Laufe seiner Karriere verfasste er Artikel für renommierte Zeitungen wie die Frankfurter Allgemeine und die Süddeutsche Zeitung.

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