Digitale Zahlungen: Neue Regeln, neue Systeme, neue Verantwortung
Neue gesetzliche Regelungen, technische Innovationen und der Druck auf marktbeherrschende Plattformen wie Apple verändern die Bedingungen, unter denen digitale Transaktionen stattfinden. Mit der Öffnung des App Stores für alternative Zahlungsmethoden, der Einführung verbindlicher Echtzeitüberweisungen und der zunehmenden Integration von Wallets und Identitätsdiensten verschiebt sich das Gefüge zwischen Regulierung, Technologie und Marktstrukturen spürbar.
Regulierung als Ausgangspunkt struktureller Veränderungen
Die Grundlage für die aktuellen Entwicklungen bildet der Digital Markets Act, der seit März 2024 in der Europäischen Union gilt. Diese Verordnung richtet sich an sogenannte Gatekeeper-Unternehmen, die als zentrale Vermittler im digitalen Ökosystem agieren. Apple zählt zu diesen Plattformen und musste seine Geschäftspraxis infolge einer EU-Strafe von 500 Millionen Euro im Frühjahr 2025 anpassen. Die Europäische Kommission hatte dem Konzern vorgeworfen, Entwicklern unrechtmäßig untersagt zu haben, auf externe Zahlungsmethoden zu verweisen.
Seit Juni 2025 dürfen Anbieter in der Europäischen Union daher erstmals eigene Bezahlwege in iOS-Apps integrieren oder Nutzer direkt auf externe Zahlungsseiten leiten. Diese Öffnung markierte einen Bruch mit dem bisherigen App-Store-Modell, das alle Transaktionen ausschließlich über Apples internes In-App-Kaufsystem abwickelte. Der Konzern bleibt dennoch verpflichtet, Transaktionsdaten zu erfassen und Sicherheitsanforderungen einzuhalten. Das Ziel der neuen Regelung besteht darin, Wettbewerb zu fördern und die Abhängigkeit von geschlossenen Zahlungssystemen zu verringern.
Veränderte Zahlungsoptionen im Apple-Ökosystem
Mit dem Betriebssystem iOS 18.6 führte Apple zwei neue Möglichkeiten zur Zahlungsabwicklung innerhalb der Europäischen Union ein. Entwickler können ihre Anwendungen nun mit einer externen Verlinkung versehen, die den Nutzer zu einer separaten Bezahlseite außerhalb des App Stores führt. Alternativ lässt sich ein eigenes In-App-Zahlungssystem einbinden, das unabhängig von Apples Infrastruktur funktioniert.
Gleichzeitig bleiben Berichtspflichten bestehen. Über eine sogenannte External Purchase Server API müssen Anbieter ihre externen Umsätze an Apple melden. Damit kann der Konzern weiterhin Gebühren abrechnen und die technische Integrität der Prozesse überprüfen. Nutzer in der EU sehen seit Herbst 2025 deutlich erkennbare Warnhinweise, wenn eine Zahlung nicht über das hauseigene System erfolgt. Trotz formaler Öffnung bleibt die Kontrolle über die Abwicklungsbedingungen damit weitgehend erhalten.
In nahezu allen digitalen Branchen zeigt sich, wie wichtig flexible Bezahloptionen für die Kundenzufriedenheit geworden sind. Als Vorreiter in Sachen flexibler Zahlungsmethoden gilt beispielsweise das iGaming: So bieten etwa auch die besten Poker Seiten online eine breite Palette an Zahlungsmöglichkeiten: Kreditkarte, PayPal, Sofortüberweisung oder eWallets wie Skrill und Neteller. Internationale Plattformen akzeptieren zunehmend auch Kryptowährungen. Diese Vielfalt trägt nachweislich zur höheren Bindung von Nutzern bei, weil sie bevorzugte Methoden ohne zusätzliche Hürden einsetzen können.
Ähnliche Entwicklungen sind im digitalen Unterhaltungssektor zu beobachten. Plattformen wie Steam und der Epic Games Store unterstützen je nach Region unterschiedliche Bezahlmodelle, darunter Kreditkarten, PayPal, regionale Sofortzahlverfahren, Prepaid-Guthaben und digitale Wallets. Während Gaming-Plattformen durch Wettbewerb und Nutzerpräferenzen auf Vielfalt setzen, versucht Apple im eigenen Ökosystem denselben Spagat zwischen Offenheit und Kontrolle über Gebühren und technische Standards zu meistern.

Gebührenmodelle und wirtschaftliche Folgen
Das frühere Standardprovisionsmodell von 30 Prozent wurde durch mehrere Gebühren ersetzt. Für externe Zahlungswege gelten eine Core Technology Commission von 5 %, eine Store Services Fee von 5 bis 13 % und eine Acquisition Fee von 2 %. Diese Struktur soll den Verwaltungsaufwand und die Nutzung der Apple-Infrastruktur abdecken, führt aber zu einem komplexeren Kostenrahmen.
Größere Anbieter wie Spotify oder Epic Games profitieren von der neu gewonnenen Flexibilität, müssen jedoch die Zahlungsabwicklung, den Datenschutz und mögliche Rückerstattungen selbst übernehmen. Kleinere Entwickler sehen sich hingegen mit erhöhtem technischen Aufwand und zusätzlichen Compliance-Pflichten konfrontiert. Für Verbraucher verändert sich die Situation nur bedingt, da mögliche Einsparungen durch neue Gebühren oder Integrationskosten wieder ausgeglichen werden.
Instant Payments und europäische Infrastrukturreformen
Parallel zur Öffnung der App-Ökosysteme wurde auch der europäische Bankensektor regulatorisch neu ausgerichtet. Die Instant Payments Regulation (EU) 2024/886 verpflichtet alle Banken in der Euro-Zone, bis spätestens Oktober 2025 Echtzeitüberweisungen sowohl empfangen als auch versenden zu können. Damit wird die sofortige Verfügbarkeit von Geldbeträgen zum Standard. Ergänzend wird die Empfängerprüfung, auch Verification of Payee genannt, verpflichtend eingeführt. Bei jeder Transaktion wird der Name des Zahlungsempfängers automatisch mit der IBAN abgeglichen, um Fehlüberweisungen und Betrugsversuche zu vermeiden.
Diese Vorgaben stärken die Transparenz des Zahlungsverkehrs und verlangen von Finanzinstituten eine technische Modernisierung. Zahlungsdienstleister wie Adyen und Stripe bieten Integrationen, die Wallets und Echtzeit-Zahlungen unterstützen, und die ECB initiiert Projekte zur besseren Verbindung von Zahlungs- und Identitätsdiensten. Banken stehen unter deutlichem Modernisierungsdruck.
Globale Perspektive und Ausblick
Auch außerhalb der Europäischen Union werden vergleichbare Regelungen diskutiert. In den Vereinigten Staaten liegt der Entwurf des App Store Freedom Act vor, der Apple und Google zu einer Öffnung ihrer App-Stores verpflichten würde; das Gesetz befindet sich 2025 im parlamentarischen Verfahren. In Südkorea verbietet seit 2021 der geänderte Telecommunications Business Act App-Stores, Entwickler auf ein einziges Zahlungssystem zu beschränken. In Japan setzt seit 2025 der Mobile Software Competition Act mit JFTC-Guidelines Transparenz- und Wettbewerbsauflagen für Plattformen um, die auch Zahlungswege betreffen können. Parallel dazu entstehen neue Kooperationen zwischen Banken, FinTechs und Technologieunternehmen, um regulatorische Anforderungen mit technischer Innovation zu verbinden.
Für den europäischen Markt zeichnet sich ab, dass biometrische Authentifizierung, Echtzeitüberweisungen und eID-gestützte Zahlungen ab 2026 zum Standard werden. Damit entwickelt sich der Zahlungsverkehr zu einem stärker vernetzten System, in dem Sicherheit, Transparenz und Interoperabilität zentrale Rollen einnehmen.



